Perception is Reality: Über die Konstruktion von Wirklichkeit und virtuelle Welten

Der Frankfurter Kunstverein präsentiert die thematische Gruppenausstellung „Perception is Reality – Über die Konstruktion von Wirklichkeit und virtuelle Welten“. Die eingeladenen Künstler untersuchen die neuen Bedingungen der menschlichen Wahrnehmung im Verhältnis zu technisch konstruierten Wirklichkeiten. Als eines der ersten Ausstellungshäuser in Deutschland integriert der Frankfurter Kunstverein ein neues zukunftweisendes Medium, Virtual Reality, in eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl an analogen und digitalen Kunstwerken, Virtual-Reality-Arbeiten aus der aktuellen Kunstproduktion, konzeptionelle Fotografie, Rauminstallationen, Applikationen aus der technischen Forensik sowie innovative Games. In der räumlichen Gegenüberstellung entsteht für das Publikum ein Gedankenexperiment zur Frage nach den geistigen, emotionalen und ästhetischen Auswirkungen artifizieller Bildwelten.

„Die Ausstellung stellt die Frage nach den grundlegenden Bedingungen von Wahr-nehmung heute und wie wir unsere Auffassung von Wirklichkeit daraus konstruieren. Technologische Systeme haben Menschen, Daten und Prozesse immer enger mitei-nander vernetzt. Immersive Technologien werden zunehmend die analoge Umgebung mit virtuellen Datenräumen ersetzen und somit radikal die Art und Weise verändern, wie wir sozial interagieren, arbeiten und wie wir unsere Freizeit gestalten“, so Franziska Nori, Direktorin des Kunstvereins und Kuratorin der Ausstellung.

Bis vor kurzem weitgehend Experten vorbehalten, bergen VR-Technologien das Ver-sprechen, den Anwender in eine erweiterte Realität, eine digital hergestellte Umwelt eintauchen zu lassen und ihn in eine 360°, zeit- und ortsunabhängige Illusionsperspektive einzubinden. Sie beabsichtigen eine möglichst distanzlose Wahrnehmung, eine sensorische und emotionale Einbeziehung des Nutzers, der durch Datenbrille und Kopfhörer von der realen Außenwelt weitestgehend isoliert ist, um sich dann in der virtuell hergestellten Wirklichkeit zu bewegen und in dieser zu handeln.

Welche Industrien werden die Potentiale dieser virtuellen Erlebnisräume weiterentwickeln und mit welcher Intention? Es stellt sich die Frage nach der Einflussnahme auf den Betrachter. Wer konzipiert und gestaltet den Inhalt einer virtuellen Erfahrung? Welche emotionalen und geistigen Erlebnisse sollen ausgelöst werden? Auch wenn die Aktionen im virtuellen Spektakelraum ohne reale Konsequenzen bleiben – von kriminellen Straftaten bis körperlichen Grenzerfahrungen – produzieren die Erlebnisse im menschlichen Gehirn eine Erlebnisintensität, die als real wahrgenommen wird und sich in der neuronalen Struktur des Individuums als neue Kategorie des menschlichen Erlebnisspektrums und folglich als Gedächtnis dauerhaft verortet.
Welche Herausforderungen entstehen für unser Gehirn, wenn immer mehr technisch produzierte, virtuelle Welten in unserem Leben eine Rolle spielen? Wie echt sind unsere Bilder, wie echt unsere Erfahrungen? Durch welche Wahrnehmungen konstruiert unser Gehirn (s)eine Idee von Wirklichkeit? Welche Parameter müssen Bilder also erfüllen, damit sie vom Menschen als real akzeptiert werden?
Durch Gegenüberstellung von analoger Gegenwartskunst und Virtual-Reality-Positionen entsteht ein Parcours im Frankfurter Kunstverein, der grundlegende Überlegungen um das Verhältnis zwischen Wahrnehmung, Bewusstsein und wissensbasierter Vernunft aufstellt und danach fragt, welche Vorstellung von Welt wir daraus ableiten.

Die eingeladenen Künstler und Entwickler schaffen analoge und virtuelle Räume, in denen der Betrachter körperliche und geistige Erfahrungen macht. Mit seinen Sinnen erfährt er die Räume und er lotet in den konstruierten Bildwelten die Grenzen von Annahme, Illusion und Wirklichkeit aus. Die Ausstellung öffnet einen Gedankenraum, um über das komplexe Verhältnis zwischen den Bedingungen der Wahrnehmung, daraus entstehenden Konstruktionen und der Idee von Wirklichkeit angesichts der technologischen Innovation über immersive VR-Technologien nachzudenken.

Die Ausstellung wird begleitet von einem umfangreichen Programm aus Vorträgen von Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen sowie öffentlichen Gesprächen und Diskussionen.

Teilnehmende KünstlerInnen: Thomas Demand, Alicja Kwade, Marnix de Nijs, Hans Op de Beeck, David OReilly, Manuel Roßner, Bayerisches Landeskriminalamt, Christin Marczinzik & Thi Binh Minh Nguyen und Toast
Kuratiert von: Franziska Nori

PR: Text + Foto: © Frankfurter Kunstverein

07.10.2017 — 07.01.2018
Frankfurter Kunstverein
Steinernes Haus am Römerberg
Markt 44
60311 Frankfurt am Main

www.fkv.de

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