Aleksandra Domanović – Kunsthalle Wien

kunsthalle Wien -domanovic

Die Kunsthalle Wien präsentiert die erste Einzelausstellung zum Werk von Aleksandra Domanović (geb. 1981, Novi Sad). Die Überblicksausstellung erstreckt sich über eintausend Quadratmeter im ersten Stock des Museumsquartier-Gebäudes der Kunsthalle und umfasst Skulpturen, Videos, Drucke, Fotografie und digitale Medien.

Domanović studierte Grafikdesign an der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie begann ihre Karriere mit Online-Ausstellungen und präsentierte erste Werke während ihrer Zeit in Wien. Die Ausstellung in der Kunsthalle Wien vereint Arbeiten aus den letzten achtzehn Jahren, darunter neu beauftragte Skulpturen und Videos. Es ist die erste Einzelausstellung von Domanović in Österreich und die bislang größte Präsentation ihrer Werke.

Die Ausstellung zeigt die Entwicklung einer Praxis, die geprägt ist von der Informationskultur und Massenmedien der Post-Internet-Ära. Sie beginnt mit der 2008 erstellten Website http://hottesttocoldest.com. Diese sortiert Hauptstädte der Welt nach ihrer aktuellen Temperatur in absteigender Reihenfolge und veranschaulicht Domanovićs spielerischen, aber kritischen Umgang mit Geopolitik.

Andere Werke befassen sich speziell mit dem Westbalkan. Eine neue Version des Videoessays „Turbo Sculpture“ aktualisiert Domanovićs Online-Forschung (seit 2009) zu einem regionalen Phänomen des 21. Jahrhunderts, global bekannte Prominente in Monumenten zu verewigen. Ein weiteres Video, „19:30“, das 2011 fertiggestellt wurde, sammelt Anfangssequenzen und -jingles aus Fernsehnachrichtensendungen zwischen 1958 und 2010 (einige davon wurden später für Techno-Musik übernommen). Der Film „From yu to me“ von 2013 erzählt die Geschichte der Einführung der Internet-Domain „.yu“ für Jugoslawien bis zu ihrer Löschung und schildert die Anfänge des Internets während des Zusammenbruchs des Sozialismus in Osteuropa.

Eine Reihe von Arbeiten greift direkt auf Wissenschafts- und Technologiegeschichte bzw. das Filmgenre Science-Fiction zurück, um Fragen von Geschlecht und Identität zu thematisieren. Eine groß angelegte Installation aus dem Jahr 2014 mit dem Titel „Things to Come“ befasst sich mit der Darstellung von Frauen in populärer Science-Fiction. An anderer Stelle werden figurative Motive wie ein Porträt von Präsident Josip Broz Tito oder eine von dem Wissenschaftler Rajko Tomović entworfene Roboterhand neu interpretiert. In daraus resultierenden Skulpturen und Drucken werden futuristische, post-gender, post-humane Körper imaginiert. Dazu gehört Domanovićs Serie „Votives“ (2016–2018), die eine breite Palette von Objekten präsentiert, darunter Basketbälle oder die skulpturale Darstellung eines genetisch modifizierten Kalbes. Die Darstellung als monolithische Skulptur steht in der Tradition der Korai, einer Gattung antiker griechischer Skulpturen, die weibliche Figuren mit Opfergaben darstellen.

Die Ausstellung umfasst neue und jüngere Werkgruppen, die die Rolle von Wissenschaft und Technologie in Darstellungskonventionen und der Wahrnehmung untersuchen. „Becoming Another (Beam)“* (2021) und „If These Walls Could Talk“ (2024) nutzen die nach dem Meteorologen Wilhelm von Bezold benannte optische Täuschung. Diese vielschichtigen Arbeiten zitieren die Geschichte der medizinischen Bildgebung und nehmen insbesondere Bezug auf die pränatale Ultraschalltechnologie und ihre Rolle bei der Geschlechtsbestimmung sowie deren Bezug zu Frauenrechten und der Abtreibungsdebatte. In der Serie „Worldometers“ (2021) zeigen LED-Propeller neben Firmenlogos und Aufnahmen von Gender-Reveal-Ankündigungen historische Fotografien von Ärzt*innen, Patientinnen, Ultraschallgeräten und Föten. „If These Walls Could Talk“ wurde speziell für diese Ausstellung in Auftrag gegeben. Es verbindet frühere Forschungen mit Fragen der nationalen Identität und Kultur und integriert eine Vielzahl von Bildern, darunter ein Porträt des Arztes Ian Donald aus den 1960er Jahren (der die Nutzung von Ultraschall in der Geburtshilfe vorantrieb) und traditionelle slowakische Muster.

*von Audemars Piguet Contemporary in Auftrag gegeben

Aleksandra Domanović
5. September 2024–26. Jänner 2025
Kunsthalle Wien Museumsquartier

Museumsplatz 1, 1070 Wien

https://kunsthallewien.at

PM: Kunsthalle Wien
Ausstellungsansicht: Aleksandra Domanović, Things to Come, 2014,
Courtesy die Künstlerin und Tanya Leighton, Berlin und Los Angeles,
Bubanj Fist Relief, 2012, Courtesy Corporate Collection Switzerland,
Kunsthalle Wien 2024, Foto: Iris Ranzinger

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