Edwin Scharff Museum

„Tanze Dein Leben – Tanze Dich selbst“ Tanz wird Kunst – Edwin Scharff-Museum

Das Edwin Scharff Museum in Neu-Ulm präsentiert den zweiten Teil der Doppelausstellung „Tanz wird Kunst“. Unter dem Leitspruch der Tänzerin Mary Wigman „Tanze Dein Leben – Tanze Dich selbst“ rücken nun die Höhepunkte des künstlerischen Tanzes und damit die Zeit von 1918 bis 1933 in den Blick. Die Ausstellung dreht sich um die faszinierend vielschichtigen Seiten des künstlerischen Tanzes – und seinen Dialog mit der zeitgenössischen Kunst. Museumsleiterin Dr. Helga Gutbrod erklärt: „Wir zeigen über 120 Grafiken und Skulpturen, Masken und Kostüme, Filme und Fotografien aus einer wahnsinnig spannenden Zeit, in der sich der moderne Ausdruckstanz emotionsstark und frei von Konventionen entfalten konnte“. Sie freut sich, dass die Schau pünktlich in die frisch sanierten Räume des Kunstmuseums einziehen kann. Für die Umsetzung des museumseigenen Projekts in zwei Teilen wurde Kuratorin Dr. Ina Ewers-Schultz beauftragt. „Besonders faszinierend war für mich die radikal moderne Formensprache in Tanz und bildender Kunst sowie der intensive, sich gegenseitig befruchtende Dialog“, so Ewers-Schultz.

Durchbruch des künstlerischen Tanzes
In den turbulenten Jahren der Weimarer Republik setzte sich der moderne Tanz endlich gegen alle Widerstände durch und brach sich seine Bahn. Der neue Tanz gelangte in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit, er eroberte die Theater- und Opernbühnen und mit zahlreichen Tanzveranstaltungen die Litfaßsäulen der Städte. Die modernen Tanzkonzepte – so das Ziel der neuen Kunstgattung – sollten das klassische Ballett endgültig ablösen und mit radikal neuen Ausdrucksformen weit in die Gesellschaft hineinwirken. Tänzerinnen und Tänzer beschäftigten sich vor diesem Hintergrund mit grundlegenden menschlichen Schicksalsfragen.

Persönlichkeiten im Fokus
Wie schon im ersten Ausstellungsteil stehen einzelne Persönlichkeiten für unterschiedliche Richtungen innerhalb des künstlerischen Tanzes im Fokus. Sie alle bilden exemplarisch wichtige Themen und Aspekte der Zeit ab. Mary Wigman, Vera Skoronel und Gret Palucca entwickelten Tänze von tiefster Emotion bis hin zu reiner Abstraktion. Valeska Gert, Hans (Jean) Weidt und Jo Mihàly bildeten verschiedene Facetten des sozialkritischen, politischen Tanzes aus. Gleichzeitig verkörperte Charlotte Bara mit ihrem verinnerlichten religiös-sakralen Tanz eine Symbiose zwischen westlicher und fernöstlicher Spiritualität.

Die Tänzerinnen und Tänzer dieser Zeit reformierten auch den Bühnentanz: Während Harald Kreutzberg moderne Formen mit klassischen Elementen verband, entwarfen die Falke-Schwestern einen neuen Paartanz. Vor allem die Maskentänze von Ursula Falke, dem Tänzerpaar Lavinia Schulz und Walter Holdt sowie von Oskar Schlemmer und der Bauhausbühne zielen auf grundsätzliche Fragen: Sie untersuchen das Verhältnis von Figur und Raum.

Tanz als Feld der Emanzipation
Nicht zuletzt war der künstlerische Tanz auch ein Feld der Emanzipation, in dem Frauen um Unabhängigkeit und gesellschaftliche Teilhabe kämpften. Umgekehrt stellten nun auch männliche Tänzer ihre Gefühle öffentlich zur Schau. Geschlechteridentitäten verschwanden hinter Masken und Ganzkörper-Kostümen. Diese eröffneten den Raum für inhaltliche Neuerungen, für dramatisch-wilde, äußerst phantasievolle Choreografien.

Für all diese Vielfalt und künstlerische Experimentierfreude stellte die Machtübernahme der Nationalsozialisten eine Zäsur dar. Das Jahr 1933 bildet daher den Endpunkt der Schau; das folgende Dilemma des modernen Tanzes zwischen Eigensinn und Anpassung wird als Ausblick thematisiert.

„Tanze Dein Leben – Tanze Dich selbst“
Tanz wird Kunst, Teil 2: Höhepunkte (1918 – 1933)

6. Dezember 2025 – 3. Mai 2026

Edwin Scharff Museum
Kunstmuseum & Kindermuseum Neu-Ulm
Hermann-Köhl-Straße 12, 89231 Neu-Ulm

www.edwinscharffmuseum.de

PM: (c) Edwin Scharff Museum
Foto: Hans Robertson Rudolf von Laban
Die grünen Clowns, um 1928
Foto Bodo Niemann

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