An der kommenden Messe nehmen 211 Galerien aus 13 Ländern teil und werden im Spannungsfeld von Klassischer Moderne und Gegenwartskunst auf 100 Jahre Kunstgeschichte schauen lassen. „Mensch. Markt. Kunst“, so der Slogan der 13. Ausgabe der international orientierten Messe im deutschen Südwesten, und die Veranstalter rechnen erneut mit rund 50 000 Besuchern.
„Wir setzen selbst keine Trends“, sagte Britta Wirtz, die Messe-Geschäftsführerin, anlässlich der ersten Online-Pressekonferenz der art KARLSRUHE 2016 (18. bis 21. Februar; Eröffnung: 17. Februar), „sondern beobachten, welche Galerien etablierte Positionen vertreten und welche risikofreudig bemüht sind, den bildnerischen Nachwuchs zu finden und in die Öffentlichkeit zu führen.“
„Der Maler als Fotograf“ – Kirchner Museum Davos setzt mit Sonderschau während der Messe neuen Fokus
Einen neuen Fokus auf das Schaffen des Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner wirft die Sonderschau „Der Maler als Fotograf“. Der Künstler, der vor allem als Maler und Grafiker bekannt ist, wird auf der Ausstellung der Kirchner-Stiftung aus Davos (Halle 1) auch als Fotograf vorgestellt – unter anderem mit erstmals gezeigten fotografischen Werken.
„Bei Kirchner durchdringen sich die künstlerischen Medien“
Dr. Thorsten Sadowsky, Direktor des Kirchner Museums Davos, das etwa 1500 Fotografien des Künstlers gesammelt hat: „Wir werden das Zusammenspiel von Fotografie, Druckgrafik und Malerei in den Blick nehmen. Bei Kirchner durchdringen sich die künstlerischen Medien. So nutzte Kirchner Fotografien als bildnerische Vorlagen für einige Werke. Ferner lässt sich die Parallelität von Zeichnung und Fotografie aufzeigen.“ Zudem habe Kirchner mit Hilfe der Fotografie seine Werke dokumentiert und in ein selbstgefertigtes Werkverzeichnis eingefügt. Sadowsky: „Also Fotografie auf der ganzen Wegstrecke – von der Bildfindung bis zum Werkverzeichnis. So „ganzheitlich“ ist der Fotograf Kirchner bislang noch nicht gezeigt worden.“
Beispiel: Anhand von Glasnegativen, die das Museum kürzlich als Schenkung erhalten hat, präsentierte Sadowsky die Entstehungsgeschichte des Kirchner-Gemäldes „Reiterin“ (1931-32): „Auf die Zersplitterung und Vielansichtigkeit von Körpern, die der Kubismus in die Welt gebracht hat, antwortet Kirchner durch das Prinzip der Addition von Ansichten, die nebeneinander bzw. übereinander auftreten. Die Reiterin wird beispielsweise aus drei verschiedenen Perspektiven dargestellt: Vorderansicht, Seitenansicht und Rückenansicht. Es treten Effekte auf, die an fotografische Doppelbelichtungen erinnern.“
Dank zunehmender Bewerbungen qualitativ hochwertiges Programm
Die art KARLSRUHE – eine Messe, die dank zunehmender Bewerbungen der Aussteller im Februar ein qualitativ hochwertiges Programm präsentieren kann. Kurator Ewald Karl Schrade: „Ich sehe es beispielsweise als zusätzliche Anerkennung unserer Arbeit, wenn wir unter den Neuzugängen im Bereich der Klassischen Moderne einen weltweit geschätzten und umschwärmten Teilnehmer haben, nämlich die Galerie Utermann aus Dortmund, ein Familien-Unternehmen in vierter Generation.“ Das Angebot in Sachen Gegenwartskunst wird ebenfalls erweitert, wenn Galeristen wie Ernst Hilger, Wien, und Brigitte Holbein-March, Stuttgart, 2016 als Aussteller zurückkommen.
Erstmals dabei: Galerie Meyer Riegger, Berlin/Karlsruhe
Unter anderem zeigt die Galerie Werke von Meuser, Franz Ackermann und Daniel Roth (alle Professoren an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste Karlsruhe) sowie von Robert Janitz. Riegger: „Wir zeigen vermutlich 7 oder 8 Positionen. Das Konzept der Präsentation soll die Galeriearbeit widerspiegeln und diese setzt sich aus unserem internationalen Programm zusammen. Darunter befinden sich auch die hier lehrenden Professoren und selbstverständlich macht es Sinn, diese auch hier zu zeigen an dem Ort, an dem sie auch ihrer Lehre nach gehen.“
Foto: Ernst Ludwig Kirchner
Nina Hard auf der Bühne der Zürcher Heilstätte Clavandel, September 1921, Sonderschau 2016 „Der Maler als Fotograf“ Foto: Kirchner Museum Davos
PR: art Karlsruhe