Ein größtenteils alltägliches Objekt zu vergrößern und so die einzigartige Erfahrung zu schaffen, die das erstaunliche Erkennen dieses Alltäglichen begleitet, ist ein faszinierendes Phänomen in der zeitgenössischen Bildsprache, die einen Schockeffekt nicht scheut. Man muss nur an Claes Oldenburg und Jeff Koons denken. In der Tat geht es darum, immer eine andere Perspektive zu finden, die Raum für Kreativität und eine persönliche plastische Vision bietet.
Laurence Jenkell, die in Vallauris lebt und arbeitet, hat dies wunderbar geschafft. Das Bemerkenswerte daran ist, dass sie aus einer scheinbar naheliegenden und doch sehr originellen Konzeption eine Welt der Formen geschaffen hat und dieses Bild unserer Gesellschaft mit ihren vielen Exzessen in vielen Bereichen immer weiter ausbaut. Ihre Skulpturen haben weltweit Aufsehen erregt, das heißt in Abu Dhabi, Paris und Cannes, aber auch in New York, auf der Weltausstellung 2016 in Mailand und auf der Biennale in Venedig 2015 und haben sowohl enthusiastische, sympathische als auch tiefgründige Kommentare hervorgerufen. Die anfängliche Verspieltheit ihrer Skulpturen ist zu einer Form räumlichen Bewusstseins geworden, zu einem Ausdruck gesellschaftlicher Kritik und zu einem visuellen Panorama der Welt, in der wir leben. Form und Inhalt erleben einen befremdenden Triumph in ihrem gesamten Werk, das sich ständig erneuert und erweitert.
Ihre Grundidee, die international als ‚Wrapping‘ bezeichnet wird, ist das Umwickeln eines (riesigen) Bonbons in Papier oder Zellophan oder was auch immer, der aus verschiedenen Materialien wie anfänglich Plexiglas und später Bronze, Marmor und Polyester hergestellt wurde, was eine wunderbare Möglichkeit zum Drapieren bietet und eine Oberfläche schafft, auf der man malen, zeichnen, projizieren und gravieren kann, auf der ein Emblem angebracht werden kann und eine Nachricht erscheinen kann. Der Körper des Bonbons wird so zum Träger und die Hülle ist skulptural. Das spiegelte sich zum Beispiel wunderbar wider, als sie nach einem G20-Treffen in ihren ‚Bonbons Drapeaux‘ die Flaggen der teilnehmenden Länder auf der mythischen Croisette in Cannes abbildete. Die meisten dieser farbenfrohen Flaggen werden Teil der Sculpture Link Knokke-Heist 2019 sein, die viele Passanten zweifellos faszinieren wird.
Die Umhüllung, die Drapierung in ein Gemälde oder auf einer Skulptur, ist eine uralte plastische Tatsache, die ein ästhetisches Erscheinungsbild aufweist, das die Fähigkeiten des Künstlers veranschaulicht, Wärme und eine intensive Präsenz suggeriert. In der zeitgenössischen Bildhauerei ist dies eine bemerkenswerte und lobenswerte Erscheinung. In Laurence Jenkells Werk sind Torsion und Drapieren zu beredten Motiven geworden, die eine Vielzahl von Gedanken hervorrufen. Der Künstlerin zufolge ist es ihre Entdeckung, monumentale Süßigkeiten darzustellen, sie einzufärben und auf erfinderische Weise eine fortwährende Metamorphose durchlaufen zu lassen, inspiriert wurde sie durch die Tatsache, dass ihr während ihrer Kindheit sämtliche Süßigkeiten verweigert wurden. Eigentlich ist es eine Art Rache und auch eine Herausforderung. Diese Herausforderung besteht darin, eine Welt zu entwickeln, die auf ihrem Wrapping, ihren Torsionen und ihrem Drapieren basiert. Diese spiegelt ihren kritischen Umgang mit den Dingen wider, nämlich unter anderem ihre Ansicht vom Leiden von Tieren, übertriebenem Konsum und Hunger, der Doppelhelix unserer DNA oder Robotern. Dabei ist die Torsion jedes Mal eine Repräsentation ihres gesellschaftlichen Anliegens, ohne die Bildsprache als ästhetische Tatsache aus den Augen zu verlieren. Laurence Jenkell hat sich in relativ kurzer Zeit zu einer internationalen Berühmtheit entwickelt, was sie auch zu Recht ist. Dass im November 2017 in Sotheby’s – New York ein über zwei Meter hoher Aluminium-Bonbon der Künstlerin für 285.106 € (337.500 USD) versteigert wurde und dass sie zu dieser Zeit die teuerste französische Künstlerin der USA war, kann als bedeutsam angesehen werden.
Es ist ein atemberaubendes Privileg, dass sie der 26. Sculpture Link Knokke-Heist von 15. Juni bis zum 18. August 2019 mit ihren monumentalen und farbenfrohen Süßigkeiten, darunter ein fünf Meter hohes, bisher noch nie ausgestelltes Ensemble aus sechs grauen Aluminium-Süßigkeiten, eine besondere und tiefgehende Erscheinung verleiht. Der Zeedijk und der Weg zum CC Scharpoord werden wieder zu einer Ausstellung von Pracht, die jeder sehen und erleben möchte.
Die Wanderung (oder Radtour) führt über den Seedeich von Het Zoute nach Heist-West und endet am CC Scharpoord, wo vom 10. bis 18. August, die 44.Ausgabe von Art Nocturne Knocke stattfindet. Auf dem Stand von Bel-Air Fine Art, das mit dem Sculpture Link auch in diesem Jahr zusammenarbeitet, kann man das Werk von Laurence Jenkell kennenlernen, wenn auch in kleineren Formaten.
Insgesamt 40 Stände sind für die nächste Ausgabe der ART NOCTURNE KNOCKE in diesem Jahr geplant. Antike, moderne und zeitgenössische Kunst sowie Design werden in einem eklektischen Rahmen präsentiert, hochwertig und erfrischend zeitgemäß.
www.sculpturelink.be
www.artnocturneknocke.com
© Art Promotion Tuteleers&Tuteleers