ZORA KREUZER – ELEKTRO CITY . Klocker Museum

Licht ist der Stoff, der alles Leben auf dieser Erde bedingt. Licht ist einer unserer wichtigsten Informationsträger, Energie, die Basis physikalischer und biologischer Vorgänge und vieles mehr. Trotz dieser wissenschaftlichen Nüchternheit besitzt Licht auch eine unbeschreibliche romantische Qualität.

Zora Kreuzer schafft Licht- und Farbräume. Mit ihren stets ortsspezifischen Arbeiten reagiert die in Berlin lebende Künstlerin auf die individuelle Raum- und die Lichtsituation des jeweiligen Ausstellungsortes. Architektur, Farbe und Licht bilden damit gleichermaßen den Ausgangspunkt als auch den inhaltlichen Kern ihrer Werke. Diesem Prinzip folgend, verwandelt sie das Klocker Museum in einen scheinbar immateriellen Lichtraum, in dem die Grenzen zwischen Architektur und Kunst verschwimmen.

Kreuzer arbeitet einerseits mit artifiziellem aber auch mit dem natürlichen Licht des Ausstellungsraumes. Tageslicht wird durch farbige Folie gefiltert, wodurch die Architektur nahezu schattenfrei und somit schwerelos erscheint. Der Raum wird in ein atmosphärisches Licht getaucht. Abhängig von Tageszeit und Lichtverhältnissen verändert sich der Farbraum kontinuierlich. Licht, Schatten, Farbe, Bewegung und Architektur verdichten sich, und die Kunst kann ganz unmittelbar auch körperlich erfahren werden.

Die Arbeit wird in ihrer Gesamtheit räumlich konzipiert und umgesetzt, sodass es den Betrachter:innen den Eindruck vermittelt, als könnten sie Licht einatmen oder es haptisch anfassen. Die Besucher:innen tauchen in das Werk ein, erleben es auf sinnliche Weise und werden unmittelbar selbst zu einem integralen Bestandteil der künstlerischen Arbeit. Sie bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen Licht und Raum und werden dazu animiert sich mit ihrer eigenen Wahrnehmung auseinanderzusetzen.

Kreuzer greift in ihrer Kunst auf das gesamte Farbspektrum zurück, wobei sie sich hauptsächlich auf Neonfarben konzentriert. Insbesondere die Clubkultur fungiert dabei als bedeutende Inspirationsquelle für die Künstlerin, um Räume zu gestalten, die von einer spezifischen Atmosphäre und Lichtstimmung geprägt sind.

Kräftige Akzente setzt die Berlinerin mit Neon- oder Tagesleuchtfarben, Farbmitteln mit einer besonders hohen Leuchtkraft. Der Begriff „Neonfarbe*“ wurde in den 1960er Jahren von den Leuchtstoffröhren (umgangssprachlich Neonröhren) abgeleitet, die für die damalige Zeit eine herausragende Leuchtdichte und besonders bunte Farben aufwiesen. Bis heute wird Neon stark mit dem Nachtleben – mit Bars, Clubs und Werbetafeln assoziiert. Insbesondere Leuchtreklamen haben in den letzten Jahrzehnten den öffentlichen Stadtraum stark geprägt. Es ist daher nicht überraschend, dass auch Künstler:innen sich dieses Material zu eigen machten. Bereits seit den 1930er Jahren kommt das euphorisierende Neonllicht auch in der Kunst immer wieder zum Einsatz. Anfangs verwendeten Medienkünstler:innen die leuchtenden Röhren hauptsächlich für abstrakte Neon-Objekte, -Gemälde oder -Skulpturen.

Für die Verwendung von Neonfarben nennt Zora Kreuzer Rupprecht Geiger (1908-2009) und Frank Stella (1936) als Vorbilder. In ihrer Arbeitsweise sind aber auch Einflüsse von Künstlern wie Dan Flavin (1933-1996) oder James Turrell (1943) erkennbar. Insbesondere das Einfärben des Raumes mit Hilfe von Filterfolien ruft Assoziationen zu den Werken von Kazuo Katase (1947-2024) hervor, der seine Präsentationsräume oft durch die Verwendung von Farbfolien in ein blaues Mondicht hüllte.

Für ihre „Verräumlichung von Farbe“ greift Zora Kreuzer auf unterschiedliche Medien zurück. Im Klocker Museum verwendet sie hauptsächlich Wandfarben, Farbfolien und farbige Leuchtstoffröhren, aber auch Acrylfarben und Plexiglas fließen immer wieder in ihre installativen Werke ein. Während des Aufbauprozesses legt die Künstlerin besonders großen Wert auf Farbabstufungen, ihre Temperaturen, die Anordnung der Farben sowie deren Mischung und Überlagerung.

Neben ihren in situ-Malereien produziert Zora Kreuzer auch Leinwandarbeiten in Acryl, die auf strengen monochromen Form- und Flächensystemen basieren. Für diese eigenständigen Werke verwendet sie gezielt Neonfarben, da diese auf künstliche Liehquellen im Ausstellungsraum (UV-Licht) reagieren und dadurch Farbe und Leuchtkraft intensiviert werden. Kreuzer verwendet diese Leinwände um farbliche Akzente zu setzen, Sichtachsen zu bilden und Bezugspunkte zu setzen.

Zora Kreuzers Kunst schafft auratische und poetische Lichträume, die sinnlich erlebbar werden. Gerade in den vielschichtigen Räumlichkeiten des Klocker Museums, die sowohl moderne als auch historische Elemente aufweisen, vermag Kreuzer jeden Quadratzentimeter für ihre Kunst zu nutzen. Durch den gezielten Einsatz von Licht und Farbe, und ohne dabei in die Struktur des Ausstellungsraums einzugreifen, entsteht ein Dialog zwischen Alt und Neu. Ihre Installation eröffnet einen reflexiven Raum, der es ermöglicht, das Vorhandene in einem neuen Licht zu betrachten, bisher verborgene Facetten zu entdecken und die Besucher:innen zu einer differenzierteren Wahrnehmung der Realität zu inspirieren.

ZORA KREUZER

Zora Kreuzer wurde 1986 in Bonn/DE geboren, lebt und arbeitet in Berlin/DE. Von 2006 – 2012 studierte sie an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und wurde 2013 Meisterschülerin von Prof. Leni Hoffmann. Studienaufenthalte in Frankreich an der Ecole Sup&rieure des Arts De&coratifs de Strasbourg (2008) und in China, an der Contemporary Art School Tianjin (2009).

Ihre Wurzeln liegen in der Malerei, mit einem Schwerpunkt auf Minimal Art und Konkreter Kunst. Mit der Zeit entwickelte sich daraus eine Praxis, die sich vorwiegend auf ortsspezifische Kunstwerke spezialisiert. In China wurde sie von der weitverbreiteten Nutzung von Farblicht im öffentlichen Raum beeinflusst, was sie dazu veranlasste, verstärkt mit Licht zu experimentieren – insbesondere mit Leuchtstoffröhren.

Für ihre Arbeit wurde Kreuzer mit verschiedenen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, darunter u.a. das Marianne-Defet-Malerei-Stipendium (2024) und der Kalinowski-Preis (2022). Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen national und international präsentiert, u.a. PEAC Museum Freiburg, Kunsthalle Nürnberg/DE, Museum Gegenstandsfreier Kunst, Otterndorf/DE, Kunst Meran/IT, Fremantle Biennale/AU, Museum de Lakenhal, Leiden/NL, Perth Institute of Contemporary Arts/AU und Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt/DE.

23. März – 16. Juni 2024

Klocker Museum
Unterer Stadtplatz 5
6060 Hall in Tirol

www.klockermuseum.at

Text: PM Klocker Museum
Foto: Zora Kreuzer, Energizer, 2023

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