Der Schweizer Künstler Reto Bärtschi (*1971) nimmt in seinen neuen, in der Kabinettausstellung des Museum Franz Gertsch gezeigten Papierarbeiten und Fotoporträts das menschliche Beziehungsgefüge unter die Lupe. Mit hauchdünnen schwarzen Tuschestiften entwirft er ohne Vorzeichnung und unter dem Brennglas zarte florale Mikrolandschaften aus Blättern, Blüten und Samen, die sich zu planetaren Oberflächen verdichten und Kosmologien ganz eigener Art hervorbringen. Bärtschi interessiert der symbolische, auf zwischenmenschliche Verhältnisse übertragbare Gehalt in der Darstellung von Planetenkonstellationen: der Ausgleich, der durch Anziehung und Abstoßung in dauernder Bewegung zustande kommt. In den mit grafischen, vegetabilen oder organischen Motiven überzeichneten Porträtfotografien, die wie bei der digitalen Gesichtserkennung auf der Mittelachse über das Porträt gelegt sind, erprobt er die Umdeutung des verschlüsselt biometrischen Verfahrens in ein freischwebend zeichnerisches und zeichenhaftes, dessen Sinn nur dem Künstler selbst bekannt ist. Mit einem Essay der Kuratoren Anna Wesle und Mathias Kobel.
Reto Bärtschi – Bis zum Mond
2023. Hg: Anna Wesle, Museum Franz Gertsch.
Texte von Anna Wesle, Mathias Kobel.
64 Seiten, 18 x 26 cm, deutsch, englisch, 47 Abbildungen, Klappenbroschur, Fadenheftung.
25,00 EUR
ISBN 978-3-86833-334-3
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